Gipsabbau in Eltingen
Angesichts der anhaltenden Krisensituation in der württembergischen Landwirtschaft und der zunehmenden Massenarmut wuchs die Notwendigkeit, den Lebensunterhalt aus verschiedenen Quellen zu speisen. So waren es auch in Eltingen insbesondere Kleinbauern und Minderbemittelte, die sich in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts dem Gipsabbau zuwandten.
Die Anzahl der zwischen 1770 und 1930 als Gipsmüller in Eltingen erwähnten Personen ist enorm hoch. Die meisten betrieben diese Arbeit jedoch nur als Nebenerwerb. 1808 wurden 23 Gipsmüller gezählt, 1882, als bereits die industrielle Gipsverarbei- tung eingesetzt hatte, wurden immer noch 20 Gips- und Sandhändler aufgeführt. ...
Tatsächlich befand sich seit 1871 eine Gipsfabrik beim Leonberger Bahnhof. Nach verschiedenen Zwischennutzungen wurde sie 1894 von Imanuel Eppinger aufgekauft, der sie 1896 wieder in ein Gipswerk umfunktionierte. ... an der Römerstraße, erwarb Eppinger ... Gelände und errichte hier ein zweites Gipswerk mit drei Brennöfen. Die Gemeinde Eltingen unterstützte Eppinger finanziell bei dem Bau einer Wasserleitung mit der Auflage, die Fabrik dürfe niemals nach Leonberg verlegt werden. 1908 wurde vom Gipswerk eine Kleinbahn zum Bahnhof - das legendäre "Gleisle" - gebaut. Es verlief auf der Trasse der alten Römerstraße ...
1977 stellt das Werk Eppinger & Schüle seinen Betrieb ein. Hier genau zwischen Leonberg und Eltingen - entstand in den 1970er und 1980er Jahren Leonbergs Neue Stadtmitte. Die alten Industrieanlagen wurden abgebrochen, die Steinbrüche teilweise als Seen in die Anlagen des Stadtparks integriert.
Quelle: Auszüge aus "Gipsabbau in Eltingen" von Susanne Schmidt in Zeitreise-BB - zum Artikel